Nach drei Jahren Abwesenheit im schönen Finnland, haben wir noch einmal die Reise in den hohen Norden angetreten. Von Helsinki zum Polarkreis und darüber hinaus sind wir geflogen, gewandert und gereist. Da muss man auch nicht lange um den heißen Brei herum reden: Herbstzauber vom Feinsten! Film ab für unsere heute eher visuellen Eindrücke aus dem herbstlichen Lappland und einer Hand voll Tipps zum Nachmachen für die eigene Reise.

Los geht’s in Helsinki!

Gestartet haben wir die Reise in Helsinki, Finnlands Hauptstadt am Finnischen Meerbusen. Windig, offen, mit maritimem Flair und viel individuellem Jungvolk ist Helsinki eine sympathische Stadt, die man sich in knapp drei Tagen gemütlich anschauen kann. Wir nächtigten in Jyrkkis wunderschöner Airbnb-Wohnung (ca. 8€ pro Person und Nacht) an Helsinkis Stadtrand und besuchten von dort aus in ca. 20-30min mit den Öffentlichen (Zweitages-Ticket für 13,50€ pro Person) die Innenstadt.

Besonders zu empfehlen sind ein Besuch bei der Domkirche Helsinkis, beim Sibelius Denkmal und auf dem einen oder anderen (Floh-)Markt. Für kulturell Interessierte lohnt sich auch das Designmuseum (12€ pro Person) oder das Kunstmuseum Ateneum (15€ pro Person). Jedes Museum hat auch einen kostenfreien Tag der offenen Tür im Monat, da lohnt es sich mal auf die Homepage zu schauen. Nehmt euch Zeit, schaut euch in den gemütlichen Läden um und genießt in der Herbstsonne eine leckere Lakritzschnecke zum Kaffee vor der Finlandia-Halle. Von Helsinki aus ging es für uns dann nach drei Tagen mit der finnischen Bahn in knapp 9h zum Polarkreis nach Rovaniemi (Sparpreis 35€ pro Person).

Basecamp Rovaniemi

Rovaniemi war für uns das Basecamp für unseren Lappland-Urlaub. Da wir 2014/2015 für die Doktorarbeit hier 14 Monate Station machten, stand Rovaniemi für uns natürlich im Zeichen des Besuchs und wir nahmen uns Zeit für Kaffee, Lagerfeuer und Sauna-Abende mit Kollegen und Freunden von damals. Rovaniemi ist nun wirklich nicht die schönste Stadt der Welt, aber man kann sich auch hier ganz gut beschäftigen. In den zahlreichen Flohmarkthallen, im Arktikum, im furchtbaren Santa Claus-Village oder einfach beim Bummeln in der Stadt. Das Gesicht Rovaniemis ist rau, so wie die Natur, die dahinter liegt.

Wir hatten uns nördlich von Rovaniemi ein kleines Blockhäuschen gemietet, das wir in etwa 1h mit dem Buserreichten und in dem wir für knapp 300€ für drei Nächte in völliger Abgeschiedenheit den Herbst genießen konnten. In so ein Häuschen passen locker je nach Größe 4-8 Personen, sodass sich der Preis für eine Familie oder Reisegruppe echt relativiert. Unsere Tage bestanden aus Sauna und Lagerfeuer, Kaminabenden mit Bratkartoffeln. goldenen Herbstspaziergängen am Fluss Ounasjoki und Lesestunden mit Schlafsack und Wollmütze in der klaren Herbstluft auf der Veranda.

Von Rovaniemi aus hatten wir uns außerdem einen Mietwagen von Hertz besorgt, um Lappland zu erkunden und einen Trail zu starten. Der öffentliche Verkehr ist wirklich dürftig ausgebaut und die Bahn hat hier kein Streckennetz mehr zu befahren. Wer also flexibel sein möchte, nimmt sich besser ein Mietauto oder setzt auf Zeit und trampt durch’s Land. Nach dem Luftkururlaub im Mökki ging es dann also zu unserem geplanten Trail, den Hetta-Pallas im Ylläs-Pallas-Nationalpark.

55 km auf dem Hetta-Pallas-Trail

Der Hetta-Pallas ist ein beliebter Fernwanderweg, der in 55km von Hetta nach Pallas vom Waldland über die kargen Fjellkuppen nach Süden führt. Wer möchte, kann den Trail noch bis Ylläs ausweiten, doch für uns waren die 55km aufgrund unseres Zeitplans genug. Der Hetta-Pallas stand ganz oben auf unserer Wunschliste, da die Herbstfarben Ende September gigantisch sein sollten! Der Einfachheit halber, weil wir von Süden kamen und den Trail an einem sonnigen Wochenende absolvieren wollten, liefen wir den Trail von Pallas nach Hetta, also von Süden nach Norden. Eine weise Entscheidung, denn so kamen uns zwar einige Leute entgegen, in unserer Richtung waren wir jedoch fast völlig allein.

Der Trail lässt sich problemlos ohne Kartenmaterial laufen, da der Tourenverlauf über zahlreiche Markierungspfosten markiert ist, die wir selbst in dichtester Nebelsuppe super finden konnten. Es befinden sich in regelmäßigen Abständen von 10-15km frei benutzbare Blockhütten am Trail, in denen man schlafen und kochen kann. Sind die Hütten bei der Ankunft voll, findet sich in der Regel immer ein schönes Plätzchen für das Zelt in Hüttennähe. Das Campen ist nämlich im Nationalpark nur in diesen ausgewiesenen Bereichen und nicht mitten in der Wildnis erlaubt. An den Hütten findet ihr Feuerholz, Kaminöfen und Lagerfeuerplätze, Frischwasser über Wasserpumpen und Etagenböden für Schlafsack und Isomatte. Zwischen den größeren Hütten gibt es immer wieder einzelne Lappenhütten mit Lagerfeuerstelle im Inneren, wo ihr wind- und regengeschützt trocknen, kochen und vielleicht auch euren Schlafsack ausbreiten könnt. Einige der Hütten, wie die Montelli, sind wirklich sehr spartanisch und können maximal 4 Leute beherbergen. Es empfiehlt sich also gerade in der Hochsaison, und der bunte Herbst gehört dazu, ein eigenes Zelt mitzunehmen.

Wichtig außerdem: Gute Wanderstiefel, Regenkleidung von Kopf bis Fuß, genug zu essen und einen warmen Schlafsack, da die Temperaturen Ende September locker die 0°C erreichen können. Das Wetter kann innerhalb kürzester Zeit rapide umschlagen und so findet ihr von unserem zweiten trailabschnitt kein einziges Foto. Sturm, Regen und Nebel folgten dem schönsten Sonnenschein. Am Endpunkt, oder eben Startpunkt, in Hetta angekommen, wartet der See Ounasjärvi, der ohne Boot nicht überquert werden kann. An der Strecke und im Ort findet ihr diverse Telefonnummern von verschiedenen Fährmännern, die euch zum Preis von etwa 10€ über den See bringen.

Doch Achtung: In Hetta wohnt eine kleine Touristenmafia, die sich damit gerne bereichert und teurere Preise nehmen möchte. Bleibt bei 8-10 € und geht nicht darüber hinaus! Hat man die Fährpassage geschafft, steht man vor dem nächsten Hindernis. Das Auto wartet am Anfang des Trails in 55km Entfernung. Die Touristenmafia bietet einen Autotransfer zum Endpunkt des Trails für sportliche 80€ an. Wir entschieden uns für die unsichere Variante und nahmen von Hetta den Bus nach Muonio und trampten von dort zu unserem Auto in Pallas. Das lief super! Gute Tour und ganz viel Freude beim Genießen der ewigweiten Aussicht!

Roadtrip Lappland

Nach dem Trail waren wir und unsere Füße faul und schipperten uns in unserem Mietwägelchen durch das Land. Wir trafen auf den Schweizer Thomas Achermann in seinem SwissCafé und Fotomuseum in Muonio und besuchten auf seinen Tipp hin Äkäslompolo, ein niedliches kleines Dörfchen mitten im Nichts. Sehr, sehr zu empfehlen ist hier eine echte Auszeit im 7 Fells Hostel, in dem wir eine unfassbar schöne Blockhütte für Zwei bezogen, um nach der Tour wieder Mensch zu werden. Wer auf so viel Luxus keine Lust hat, kann sich über retkikartta.fi anschauen, wo die nächste Open Hut, Lappenhütte oder sonstige tolle Attraktionen warten. Auf der Karte findet ihr alle Informationen, die ihr braucht und könnt jederzeit die nächstgelegene kostenfreie Hütte ausmachen. Wir besuchten außerdem noch den Skisportort Levi und flohen dann jedoch beim zeitigen Wintereinbruch zurück in unser Basecamp nach Rovaniemi, wo die letzten Tage im warmen Airbnb-Apartment auf uns warteten.

Damit endet unsere Reihe Tappen im Dunkeln und wir ziehen auf zu neuen Ufern! Fragen zu Finnland oder Lappland beantworten wir gerne und geben unser inzwischen reichlich angehäuftes Wissen über dieses noch unscheinbare Land gerne weiter. Hyvää matkaa!

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