Klettern in Slowenien – genauer dem Soca Tal – ist in der Szene schon lange kein Geheimtipp mehr. Vor allem die niedrigen Preise locken viele Outdoor-Sportler in die Klettergebiete rund um den Triglav Nationalpark. Wir waren eine Woche dort und haben das Soca-Tal im Triglav-Nationalpark genauer unter die Lupe genommen.

Von Villach aus fahren wir über den Wurzenpass auf die slowenische Seite der Karawanken. Ein kurzer Stop auf dem Pass, der von Touristen überlaufen ist, und wir kommen ins Grübeln: finden wir hier wirklich die Ruhe und Abgeschiedenheit, die wir gerade suchen? Auf der Passstraße geht es zu wie auf einem Basar und wir entscheiden uns spontan für eine kleine Einstiegstour. Ein Klettersteig im Schwierigkeitsgrad B/C soll der Start in den Urlaub sein, noch bevor wir überhaupt unser Zelt aufgeschlagen haben.

In der Mittagshitze bahnen wir uns den Weg vorbei an Dutzenden FlipFlop-beschlappten Touris, die sich ein paar Meter den Hang hochquälen. Nach der Umrundung eines kleinen Kammes kommen wir zum Klettersteig auf der Nordseite des Mala Mojstrovka, der gut gesichert und (leider) nur ab und an wirklich ausgesetzt ist. Der befürchtete Stau an den Schlüsselstellen bleibt aus und wir können einen sagenhaften Ausblick über die Karawanken und hinein ins Soca Tal genießen.

Am Nachmittag fahren wir dann die kurvige Passstraße hinab und tauchen ein in das Soca Tal. Entlang des türkisgrünen Flusses Soca schlängelt sich die einzige Durchfahrtsstraße, an der alle Ortschaften, Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten gelegen sind. Wir haben uns im Vorfeld den Campingplatz Kamp Jelinc rausgesucht – ein kleiner Ökocampingplatz direkt an der Soca und umgeben von Pferdeweiden. Wir suchen uns ein geschütztes Plätzchen direkt am Wasser, was wir nachts zu spüren bekommen: Kalt ist’s!

Klettern im Soca Tal – raus an die Wand!

An drei Tagen fahren wir mit dem Auto zu den Klettergärten, die jeweils etwa 15-20 Minuten entfernt sind. Bis auf ein Gebiet direkt zwischen Trenta und Soca ist ein Auto hier leider notwendig – Trampen ginge aber sicher auch. Am ersten Tag machen wir uns enthusiastisch an eine 6er Route und werden direkt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: auf die slowenische Bewertung darf man zumindest hier im Soca Tal gerne mal eine halbe bis ganze Nummer aufschlagen. „Is‘ zach!“ schallt es dann aus der moosbewachsenen Rinne, die zum Aufwärmen gedacht war. Wir finden aber schnell unseren Rhythmus und genießen die Abgeschiedenheit der kleinen Klettergärten, die Routen für jeden Schwierigkeitsgrad bieten.

Der schönste Fels ist wohl in dem Klettergarten etwas nördlich des Campingplatzes zu finden. Direkt an der Straße (Parkplatz vor dem Tunnel) liegen große Blöcke in der Graswiesenlandschaft und bieten Routen jeder Geschmacksrichtung, wahlweise im Schatten oder in praller Mittagssonne.

Mein Kletterpartner und ich verbringen hier etwa zwei Stunden damit, ein Toprope geschickt um ein Spinnennetz herum anzubringen, in dem ein daumengroßes Kaliber auf das Herunterfallen und sich-im-Haar-des-Sichernden-festbeißen wartet. Abends gilt „Darf’s auch etwas mehr sein?“, denn die Preise in den slowenischen Gasthöfen sind trotz des hohen Touristenaufkommens günstig!

Trekking im Soca Tal – perfekt für heiße Tage

Das Soca Tal hat sich auf Trekking, Kayaking und Climbing spezialisiert. Die großzügige Touristeninformation ist hilfsbereit und versorgt uns mit Tips für die Tage, an denen es schlicht zu heiß zum Klettern ist: Der Socatrail. Als Etappe 24 des Alpe Adria-Trail schlängelt sich der etwa 25km lange Trail entlang des Wassers. Angefangen bei der vielbesuchten Quelle des Flusses, an der man einen kleinen Klettersteig bis in die Quellhöhle nehmen kann, geht es über die kleinen Ortschaften bis nach Bovec, wo man sich eindeutig auf den Tourismus spezialisiert hat.

Restaurants, Supermärkte und Anbieter aller Art finden sich hier auf kleinstem Fleck. Unterwegs kommen wir an großen Wasserbassins vorbei, in denen das glasklare smaragdgrüne Wasser etwas stiller läuft. Wir springen von 40 Grad Außentemperatur in das etwa 5 Grad kalte Wasser – einen schnellen „Fluchtweg“ ans warme Ufer sollte man sich vorher herausgucken.

Wandern im Soca Tal – Aufstieg zum Karster Felsplateau

Die Finger blutig und die Arme aufgepumpt, das sind wohl verlässliche Zeichen für einen Tag Pause von der Wand. Wir besuchen früh am morgen das Dom Trenta Informationszentrum, wo wir sehr nett zu allen möglichen Routen beraten werden. Wir entscheiden uns für eine Wanderung zur Hütte Kriski Podi, was übersetzt wohl Karster Felsplateau heißt. Der Parkplatz liegt an der in der ersten Spitzkehre der Serpentinenstraße direkt hinter Trenta. Mit der gleichen Route im Kopf haben sich offenbar Dutzende Wanderer aufgemacht: der Parkplatz quillt über vor Autos, die heiß in der Morgensonne glühen.

Wir packen viel Wasser, wenig Kleidung und viel Sonnencreme ein und beginnen den etwa 3 stündigen Anstieg heraus aus dem Soca Tal, auf dem wir erstaunlicherweise doch wenigen Menschen begegnen. Vorbei an kleinen Wasserfällen, kleinen Bänken und Kiefernhainen schlängeln wir uns weiter hinauf, bis wir das Soca Tal komplett überblicken können. Da die Bäume weniger werden und der Kiefernwald in eine Geröll-Gras-Mischung übergeht, laufen wir die letzte Stunde unter voller Sonne und merken jedes Bier vom Campingplatz gestern Abend.

Oben angekommen  kann man die Bergseen umrunden oder einkehren. Wir entscheiden uns für den zügigen Rückweg, nehmen ein abkühlendes Nacktbad in der Soca und reißen noch ein paar Routen am campingnahen Fels ab.

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